Süddeutsche Zeitung, 10.09.2012

„Der Wurstkönig"

Manfred Obermaier führt die beste Metzgerei Deutschlands

Am Wochenende ist der Andrang in der Metzgerei Obermaier in Pliening manchmal so groß, dass die Leute bis vor die Tür stehen. Aber sie stehen geduldig, weil sie nur hier ihr Fleisch und ihre Wurst einkaufen wollen und nirgendwo anders. Da stimmt die Qualität, das sieht man, das schmeckt man und urkundlich belegt ist es auch mit inzwischen 31 Bundesehrenpreise in Folge für die besten Würste, verliehen von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Das ist deutschlandweit einmalig und deswegen darf sich diese Metzgerei auch mit dem Prädikat "beste Metzgerei Deutschlands" schmücken.

Dank der vielen Verkäuferinnen hinter der Theke geht es dann meistens auch recht schnell und es eröffnet sich einem der Blick in die großen Auslagevitrinen, wo Frischfleisch, Wurst- und Schinkenspezialitäten und feine Würstchen appetitlich angeordnet sind. Allein 30 Salami- und über 20 Schinkensorten bietet die Auswahl, dazu das übliche Sortiment an Aufschnitt. Auf der einen Seite Wollwurst, Schweinswürstl und Weißwurst, um nur einige zu nennen, und auf der anderen Seite Fleisch vom Rind, Schwein, Pute und Hühnchen.

Mit Ausnahme des Geflügelfleischs wird beim Obermaier alles selbst hergestellt und vom Bauern aus der Region bezogen. Nur durch die eigene Schlachtung und Weiterverarbeitung kann Manfred Obermaier, der den Betrieb im Jahr 2003 nach dem Tod seines Vaters übernommen hat, die Qualität zu hundert Prozent sicherstellen. Auch sein Vater hat ihm immer schon vorgebetet: "Egal was passiert, Zugeständnisse an die Qualität darfst du niemals machen." Sauberkeit, geringe Transportwege und humane Schlachtung - das seien seine Prinzipien, sagt Manfred Obermaier. "Eigentlich bin ich total bio, aber für mich ist das alles selbstverständlich und von daher auch nichts, womit ich mich jetzt mit einem Siegel auszeichnen lassen müsste", beschreibt er seine etwas zwiegespaltene Haltung zum Bio-Boom. Er achtet penibel genau darauf, dass seine 20 Angestellten, davon zehn im Verkauf und zehn in der Produktion, die Hygienevorschriften einhalten. "Da ist schon manch einer wieder gegangen, weil ihm das zu viel Putzerei war", sagt er. Ebenso strenge Anforderungen hat er an die Bauern, die die Tiere liefern. "Nach dem Schlachten sehe ich, ob das Fleisch von der Konsistenz, der Farbe und dem Geruch her gut oder schlecht ist. Dann wurde das Tier schlecht gefüttert, wurde nicht artgerecht gehalten oder ist manchmal auch zu alt."

Es ist ein richtiger Familienbetrieb. Seine Mutter packt immer noch tatkräftig im Verkauf mit an und der Geist des verstorbenen Vaters ist überall präsent, auch durch Fotos im Verkaufsraum und im Regal der heimischen Küche in der Wohnung hinter der Metzgerei. "Meine größte Motivation ist es, das, was der Papa aufgebaut hat, in seinem Sinne fortzuführen", sagt er. Die Frage, ob er einen anderen Weg hätte einschlagen können oder wollen, scheint ihm geradezu absurd: "Ich hätte gar nicht gewusst, was ich sonst machen soll." Sein Vater habe ihn immer überall mit hingenommen, so sei er ganz selbstverständlich in alles reingewachsen. Und so hält der 39-Jährige, der in seiner Freizeit Familienmensch und Sechziger-Fan ist, es auch mit seinem ältesten von drei Söhnen. Der zwölfjährige Maximilian ist jetzt schon oft mit dabei und wird irgendwann auch den Betrieb übernehmen. Er wird es ganz normal finden, dass ein Arbeitstag um 3 Uhr in der Früh beginnt und abends um 20 Uhr endet. Dafür wird er die Ehre haben, Deutschlands beste Metzgerei in dritter Generation zu führen. (Text: Alexandra Rudhart)

 

 

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